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Ayaan Hirsi Ali | Titel Thesen Temperamente vom 14.11.2004 (HR)
Bericht: Stefanie Appel Das Bild einer Frau, die sterben soll. Ayaan Hirsi Ali sitzt als rechtsliberale Politikerin im holländischen Parlament. Und sie ist Drehbuchautorin. Die Feministin Alice Schwarzer und die Fotografin Bettina Flitner kennen Hirsi Ali schon lange. In Berlin haben beide Frauen gerade eine Ausstellung eröffnet. „Europäerinnen – Frauen mit Visionen“ heißt die Schau. Dort hängen Fotos von Hirsi Ali in einer „Hall of Fame“ der Frauen. Bettina Flitner hatte sie schon vor anderthalb Jahren portraitiert. Hirsi Ali steht auf der Todesliste der Islamisten. Jetzt wissen wir es genau: Bei einer Razzia in Den Haag nahm die Polizei vor wenigen Tagen zwei mutmaßliche Moslemextremisten fest. Sie haben tatsächlich an konkreten Plänen für den Mordanschlag an Ayaan Hirsi Ali gearbeitet. Das wurde gestern bekannt! Dass die Portraits in der Ausstellung auf solch perfide Weise Aktualität bekommen, hätte Schwarzer nicht gedacht. Obwohl es absehbar war. Alice Schwarzer: „Hirsi Ali bewundere ich so, weil sie etwas tut, was nicht jeder tut und was man auch nicht von jedem verlangen kann. Sie riskiert ihr Leben für die Würde und Freiheit der Menschen und vor allem der Frauen.“ Auch diese Frau ist zum Abschuss freigegeben, von der Mafia. Teresa Cordopatri. Bettina Flitner fotografierte die Italienerin, die den Mut hatte, sich gegen die Mafia zu stellen und die einen ganzen Clan hinter Gitter brachte. Seitdem vergeht kein Tag ohne Todesdrohungen und ohne Leibwache. Sich von Flitner portraitieren zu lassen, ihre Geschichte in die Öffentlichkeit zu bringen, schütze sie ein wenig mehr, glaubt die Cordopatri. Jetzt hängt ein Bild von ihr in Berlin. überlebensgroß, direkt neben Herta Müller, der Schriftstellerin, die gegen totalitäre Systeme anschreibt. „Europäerinnen. Frauen mit Visionen“ werden in der Ausstellung gefeiert. Bettina Flitner hat für das Projekt recherchiert und fotografiert, Bettina Flitner: „Von Frauen gibt es oft nur so verwischte Privatfotos. Ilda Boccassini, die große Staatsanwältin, Gegenspielerin von Berlusconi, von der gibt es eigentlich keine richtigen Fotografien, sondern nur mal so abgelichtet in einer Pressekonferenz. Von der Nobelpreisträgerin Nüsslein-Volhard gab es, bevor ich sie fotografiert habe, nur unscharfe Fotos, die ihr Mann im Garten gemacht hatte, als sie den Nobelpreis gekriegt hat.“ Alice Schwarzer nimmt uns mit. Zu Christiane Nüsslein-Vollhard, der ersten deutschen Frau, die einen Nobelpreis für Medizin bekommen hat und die sich für die Förderung von Frauen in der Forschung stark macht. Flitner will mit ihren Fotos auch die Vielschichtigkeit der hervorragenden Genetikerin zum Vorschein bringen. Alice Schwarzer: „Ich finde so fantastisch, dass man dieser Wissenschaftlerin – von der man sonst nur den Kopf sieht und die man als Forscherin sieht -, dass Bettina Flitner ihr den Körper wiedergegeben hat. Wir haben hier, wie ich finde, ein sehr sinnliches, ein bisschen verspieltes, schönes Foto, wo man begreift: aha, eine solche Forscherin ist man ja nicht nur mit dem Kopf, dazu gehören auch Emotionen. Emotionen beim Job zuzulassen wirke sich negativ aus Image aus, sagt Nüsslein-Volhard über das Dilemma von Frauen in der Forschung. Alice Schwarzer: "„Dieses Eingeschlossensein in ihr Universum. Knapper kann man es nicht zeigen.“ In drei Wochen erhält Elfriede Jelinek den Literaturnobelpreis. „Europäerinnen - Frauen mit Visionen“ – Bettina Flitner hat nicht nur Bilder von Vorbildern gemacht. Sie hat Frauen groß rausgebracht, die diese Öffentlichkeit bitter nötig haben. Frauen, wie Teresa Cordopatri und Ayaan Hirsi Ali. Das Buch Bettina Flitner Die Ausstellung Europäerinnen. Frauen mit Visionen. |
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