Mein Feind I My enemy

Haben Sie einen Feind? Und wenn ja, was würden Sie mit ihm oder ihr tun – wenn Sie es ungestraft tun dürften? Diese Frage stellte Bettina Flitner Passantinnen auf den Straßen von Köln und Berlin. Die großformatigen Fotografien wurden vielfach im öffentlichen Raum ausgestellt. Die erste Installation in Köln löste einen Skandal aus. Siehe Film unten. 14-teilige Arbeit, hier eine Auswahl

Do you have an enemy? And if so, what would you do with him or her, if you could do it without getting punished? Bettina Flitner asked random passers-by in the streets of Cologne and Berlin. The large-format photographs were exhibited many times in public spaces. The first installation in Cologne caused a scandal. See film below. 14-part work, here a selection

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Mein Feind sind alle, die kleine Kinder missbrauchen. Erst würde ich mit ihnen reden, und wenn sie nicht verstehen, würde ich sie einfach totschlagen. Ich war zwischen 6 und 13 dran. Mein Vater und Nachbarn.

My enemy is everyone who abuses young children. I’d try to talk to them first and then if they didn’t understand I’d simply kill them. It’s what happened to me between 6 and 13. My father and neighbours.

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Mein Feind? Jemand, der versucht, mir die Handtasche wegzureißen. Dem würde ich erst die Speerspitze in den Bauch rammen. Dann gegen die Beine treten. Und dann weglaufen.

My enemy? Someone who tries to grab my handbag. First I'd ram the tip of the spear into his stomach and then Id kick him in the legs. And then I'd run away.

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Unser Feind? Der Papa, wa? Der kümmert sich überhaupt nicht mehr um die Kleine. Die Kinder von der Neuen sind ihm wichtiger. Der wohnt jetzt im Vorderhaus - und wir im Hinterhaus.

Our enemy? Daddy! He doesnt give a damn about her. The kids he has with his new wife are more important to him. He lives in a front apartment now and we live in the back.

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Mein Feind ist einer von der Schule, auch Türke. Der zieht mir immer das Kopftuch runter. Mit dem Säbel würde ich dem den Kopf abhacken. Vor der Schule, auf dem Schulhof wär' schlecht, da stehen die Lehrer rum.

My enemy is someone from school. He is Turkish too. He always pulls my headscarf off. I’d chop his head off with this sabre in front of the school. I wouldn’t do it in the school yard, there are always teachers around.

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Mein Feind ist mein Ex-Mann. In meiner Wohnung würde ich den aber nicht umbringen, das gäb’ zuviel Dreck. Lieber in seiner eigenen. Da hat er überall so weißen Teppichboden. Da hätte seine Neue auch was davon.

My enemy is my ex-husband. I wouldn´t kill him in my apartment though, that would be too messy. I´d rather do it at his place. He has white carpet everywhere. Then his new wife would have something to do.

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Mein Feind ist einer aus dem Haus. Der ist ’ne ganz falsche Hund. Er schwärzt alle Mieter beim Hausbesitzer an. Vormittags arbeitet der immer im Garten. Am liebsten würde ich ihn erwürgen - oder vergiften. Ich kann nämlich kein Blut sehen.

My enemy is someone in my house. He is a two-faced-so-and-so. He tells the landlord stories about the tenants. In the morning he is always working in the garden. I´d really like to choke him – or poison him. I detest the sight of blood, you know.

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Mein Feind? Der Papst. Den würde ich zum Wohle der Menschheit umbringen. Ich würde da ganz meuchelmörderisch vorgehen: Während er ’ne Rede hält, würde ich hinter der Gardine lauern und dann ganz plötzlich von hinten zustechen.

My enemy? The pope! I´d kill him for the good of mankind. I´d go about it quite treacherously. I´d hide behind the curtain while he was holding a speech, and then – suddenly – stab him in the back.

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Mein Feind? Das ist ein Mädchen. Ich war mit nem Typ im Bett, mit dem sie zusammen war. Jetzt erzählt sie überall rum, dass ich Drogen nehm’ und so’n Scheiß. Soll sie doch lieber Lindenstraße gucken. Eines Tages werde ich sie in eine dunkle Ecke locken und mit dem Speer durchbohren.

My enemy? That’s a girl. I went to bed with a guy she was involved with. Now she is telling everybody that I take drugs and such crap. I wish she’d watch a soap instead. One day I’ll lure her into a dark alley and put a spear through her.

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Mein Feind ist eine Person. Ich kenne ihn mein Leben lang. Er hat mich nie anders behandelt als mit Verachtung. Aber ich könnte keine Waffe nehmen, das geht bei mir alles so nach innen. Jetzt ist er 93. Wenn er tot ist, bin ich froh.

My enemy is a person. I´ve known him my whole life long. He has only ever treated me with contempt. But I couldn´t raise a weapon against him, it goes more to the inside with me. He is 93 now. The day he dies, I will be glad.

 
 

Der Film I The film

Die 30-Minuten WDR- Dokumentation über die erste Ausstellung in Köln.

The 30-minutes TV-documentary about the first exhibition in Cologne.

 

Ausstellungen & Bücher
Exhibitions & Books

MEIN FEIND wurde vielfach im öffentlichen Raum gezeigt
MY ENEMY has been widely exhibited in public space

“Frauen mit Gewehren, Äxten, Beilen. Sie wollen nur eins. Sie wollen töten. Haßverzerrte Gesichter. Fratzen der Gewal.t”
– Bild

“Künstlerische Freiheit muss ihre Grenze haben. Hier ist sie überschritten.”
– Kölnische Rundschau

“Empörte Bürger bezeichnen die Ausstellung als Aufruf zur Gewalt und bespuckten die Fotos.”
– Stern

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Reisen in Burma I Travelling in Birma

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Mein Herz I My Heart